Am Vormittag des dritten Akademie-Tages sahen wir Ausschnitte aus dem Film "The other side of everything" ("Druga Strana Svega). Darin wird an Hand des Lebens der Wissenschaftlerin, Aktivistin und späteren Politikerin Srbijanka Turaljic (Vizeministerin für Wissenschaft, Erziehung und Sport in der ersten Regierung nach dem Sturz von Milosevic) die Protestgeschichte zwischen 1968 (im damaligen Jugoslawien) bis 2019 (im heutigen Serbien, dominiert durch den Präsidenten Vucic, der die Protagonistin öffentlich wieder zu einer "Staatsfeindin" erklärte) behandelt.

Der Film ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie eine schwierige Geschichte, im Sinne von historischer Komplexität, erzählt werden kann. Was ist dafür hilfreich?

* die Tochter befragt die Mutter, wobei eine gute Beziehung zwischen den beiden gegeben ist,

* die Hauptprotagonistin hat nie aktiv ein politisches System unterstützt. 

Ferner sahen wir Ausschnitte  eines "Tatort" mit Kommissar Schimanski (Götz George; Folge "Muttertag"; R: Mark Schlichter; D 1998). Dieser wurde Ende der 1990er Jahre produziert und auch vor Ort in einem nachkriegsversehrten Kroatien gedreht. Die Episode macht deutlich, wie stark "Schweigekartelle" in Bezug auf den Horror der unmittelbaren Vergangenheit in dieser Nachkriegsperiode die Gesellschaft dominierten. Die Omnipräsenz der Kriegsgewalt in einem befriedeten Staat steht hierbei im Mittelpunkt.