Vorträge

Christoph J. Schmidt-Lellek, Frankfurt am Main
Überlegungen zu Vergebung und Versöhnung

 

(1) Der Begriff "Versöhnung" entstammt religiösen Vorstellungszusammenhängen: ein gestörtes Verhältnis zwischen Göttern und Menschen soll wiederhergestellt werden (lat. reconciliatio = Wiederverbindung).

(2) In der hebräischen Bibel und im Judentum ist dabei immer ein Beziehungsdreieck im Blick: Die Versöhnung mit Gott wird dadurch erreicht, dass wir uns miteinander versöhnen.

(3) Wenn wir von der grundlegenden dialogischen Existenz des Menschen ausgehen, lassen sich Störungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen und Störungen des Selbstwertgefühls nicht trennen.

(4) Ein Rachbedürfnis entspringt deshalb letztlich aus dem tieferen Bedürfnis, ein verletztes Selbstwertgefühl wiederherzustellen: Die aktive Erniedrigung des Anderen, der mich erniedrigt hat, soll die erlebte eigene Erniedrigung kompensieren.

(5) Vergebung (statt Vergeltung) ist die Voraussetzung für eine neue, veränderte Beziehung, d.h. für Versöhnung.

(6) In gewöhnlichen Alltagssituationen geschehen Verletzungen zwischen Menschen in der Regel nicht einseitig nach dem Täter-Opfer-Schema, sondern aufgrund von wechselseitigen Eskalationen. Ein Ausweg kann in der Anerkennung liegen, dass der jeweils andere (der Ehepartner, die Eltern, die Kinder usw.) - ebenso wie man selbst - ein Mensch mit Widersprüchen, Paradoxien, Ängsten, Stärken und Schwächen ist.

(7) Für einen solchen Perspektivenwechsel brauchen viele Menschen einen Anstoß und eine Unterstützung von außen, wie z.B. durch nahestehende Menschen, durch eine intelektuelle Auseinandersetzung, durch eine philosophische Erkenntnis oder eine religiöse Erfahrung usw., insbesondere durch neue Beziehungserfahrungen, in denen man Anerkennung und Wertschätzung seiner Person erleben und damit sein Selbstwertgefühl stabilisieren kann.

Überlegungen zu Vergebung und Versöhnung
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Doris Gödl, Fribourg / Salzburg

International Tribunals and the Question of Peace and Reconciliation

 

The 20th century has often been described as an Age of Extremes, as a time of violence and barbarism. Political and social instability have charaterized conflicts in all parts of the world. Relative stability marked the period of 1945 until 1989. After 1989, political and socioeconomic changes and upheavals started in the former socialist countries. Some countries like Poland, Czechoslovakia and Hungary transformed mostly in a peaceful way, whereas other countries like the former Yugoslavia went through a period of war, genocide and man-made desaster. In trying to understand the aftermath of violent disintegration in the former Yugoslavia, this paper will focus on the war in Bosnia. In addition, I will stress the following points:

1. The interplay between politics, law, and justice in the case of former Yugoslavia;

2. The interplay betweeen international and domestic politics;

3. Trauma in the political context - The level of the victims

Doris Gödl. Peace and Reconciliation
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Elzbieta Opilowska, Willy-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Wroclaw, residential-fellow des George-Bell-Institutes bei der Stiftung Kreisau

 

Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Polen. Stationen eines Prozesses

 

Ausgangssituation:

* Das Bild der Deutschen im Nachkriegspolen

* Die Beziehungen auf politischer Ebene:

   DDR - Polen, BRD - Polen, Ostpolitik

* Die kirchlichen Inititiativen

* Die Initiativen der gesellschaftlicchen Akteure

 

Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Polen. Stationen eines Prozesses
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