Senad Halilbasic: Ingmar Bergman – Anmerkungen zu Leben sowie Stil und Bedeutung

Es gibt keine Grenzen, weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es gibt die Angst, die immer Grenzen setzt.“

Eva (Liv Ullmann) in Herbstsonate (SW/BRD/F 1978; R: Ingmar Bergman)

 

Leben

Ingmar Bergman (*1918; 2007) war ein schwedischer Film- und Theaterregisseur sowie Drehbuchautor. Sein Vater, ein lutherischer Pastor, sorgte dafür, dass sein Sohn streng religiös erzogen wurde. Bereits als Kind war Bergman von visuell erzählten Geschichten fasziniert. Er führte Puppenspiele von bekannten Theaterstücken auf und beschäftigte sich viel mit einer laterna magica (so auch der Titel seiner Autobiographie), die sein Bruder zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Er begann bereits in seiner Jugendzeit Theaterstücke zu schreiben und verließ das Elternhaus im Alter von 19 Jahren um Literatur- und Kunstgeschichte in Stockholm zu studieren.

Vom Film und vom Theater war er gleichermaßen fasziniert. 1955 gelang ihm der Durchbruch mit dem in Cannes ausgezeichneten Spielfilm Das Lächeln einer Sommernacht. Zahlreiche umjubelte Filme, mehrere Preise in Cannes, Berlin und Venedig sowie 9 Oscarnominierungen, eine Auszeichnung der Academy für das Lebenswerk und drei für den besten fremdsprachigen Film sollten folgen.

1976 verließ Bergman Schweden, da er dort wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde und blieb bis 1985 in München, wo er am Residenztheater arbeitete.

Sein Werk besteht, unter anderem, aus 62 Filmen als Regisseur sowie 170 Inszenierungen an verschiedenen Theatern. Sein letzter Film Sarabande aus 2003 war eine Fortsetzung zu Szenen einer Ehe. Er starb ab 30.07.2007 im Alter von 89 Jahren auf der Insel Fårö, wo er seit 1965 seinen Hauptwohnsitz hatte.

 

Stil & Bedeutung

Seine ersten drei Filme Kris (1945), Es regnet auf unsere Liebe (1946) und Ein Schiff nach Indialand (1947) nennt Bergman in seiner Autobiographie „Versuche“. Sie handeln von jungen Menschen im Konflikt mit einer etablierten Erwachsenenwelt. Dabei sind sie meist deprimierende, realistische Studien mit nur wenig Hoffnung, welche auf seine Kindheit und Jugendzeit zurückzuführen wären. In seiner, teilweise sehr intimen, Biographie berichtet Bergman, dass er zur Strafe fürs Bettnässen mehrmals von seinem erzkonservativen Vater in dunklen Kammern eingesperrt worden ist. 

Bekannt ist Bergman vor allem für das Darstellen des Innenlebens seiner filmischen Figuren. Die dreißigjährige Kooperation mit seinem Kameramann Sven Nykvist trug zu einem unverwechselbaren Inszenierstil bei. Nykvist, auch streng lutherisch erzogen, unterstützte Bergmans Visionen durch viele (nahe) Portraitaufnahmen der Charaktere sowie diversen revolutionären Beleuchtungstechniken. Nahezu alle Filme von Ingmar Bergman handeln von der Suche nach Gott, dem Sinn des Lebens und dem Inneren der handelnden Personen. Stark beeinflusst war er von den Stilen der italienischen Neorealisten und der deutschen Expressionisten.

Durch seinen einzigartigen Stil hat Bergman viele internationale Filmemacher beeinflusst. Auch wenn auf den ersten Blick deren Filme inhaltlich verschieden sind, merkt man bei näherer Betrachtung der Werke von Woody Allen, wie wichtig für ihn und sein Schaffen Bergman war. So sagte Allen bei einem Tribut zu Bergmans 70. Geburtstag im Jahre 1988: „Bergman is probably the greatest film artist, all things considered, since the invention of the motion picture camera.”

Regisseure wie Ang Lee oder Lars von Trier zählen Bergman ebenfalls zu ihren großen Vorbildern. 1997 verliehen ihm seine Regiekollegen bei den Filmfestspielen in Cannes die einzigartige Palme der Palmen und ehrten ihn als „besten Filmregisseur aller Zeiten.“